Vielleicht kennst Du diesen inneren Druck: Du willst funktionieren, stark sein, positiv denken – und fühlst Dich trotzdem manchmal traurig, überfordert, wütend oder einfach leer. Und dann kommt sie, die innere Stimme: „Reiß dich zusammen!“ oder „Andere haben es schlimmer.“
Doch was wäre, wenn Du genau in diesen Momenten nicht härter, sondern sanfter mit Dir umgehen würdest? Wenn Du Dir selbst dieselbe Freundlichkeit entgegenbringst, die Du einem geliebten Menschen schenken würdest?
Denn genau darum geht es beim Selbstmitgefühl – und es ist einer der kraftvollsten Wege zu innerem Frieden.
Was ist Selbstmitgefühl eigentlich?
Selbstmitgefühl bedeutet, mit sich selbst liebevoll, verständnisvoll und geduldig umzugehen – besonders dann, wenn es schwerfällt. Es ist das Gegenteil von Selbstkritik und Leistungsdruck. Statt Dich für Deine Schwächen oder Fehler zu verurteilen, hältst Du inne, erkennst Deine Verletzlichkeit an – und bleibst auf Deiner eigenen Seite.
Selbstmitgefühl bedeutet nicht, sich gehen zu lassen oder Probleme zu ignorieren. Es heißt: „Ich sehe, dass es mir gerade nicht gut geht – und ich bin für mich da.“
Warum es okay ist, nicht okay zu sein
In unserer Gesellschaft wird oft vermittelt, dass wir immer gut drauf sein sollen. Erfolg, Glück, Produktivität – all das wird gefeiert. Doch das Leben ist nicht immer hell und leicht. Es gibt auch die dunklen Tage, die Zweifel, die Erschöpfung. Und all das ist genauso menschlich.
Wenn Du Dir erlaubst, auch mal nicht okay zu sein, passiert etwas Wichtiges: Der innere Kampf hört auf. Du hörst auf, gegen das Unangenehme anzukämpfen – und beginnst, Dich wirklich zu spüren.
Die 3 Kernbestandteile von Selbstmitgefühl
Die US-Psychologin Kristin Neff hat drei zentrale Elemente von Selbstmitgefühl beschrieben, die Dir helfen können, achtsamer mit Dir selbst umzugehen:
1. Achtsamkeit
Nimm bewusst wahr, wie es Dir geht – ohne zu bewerten oder zu verdrängen. Sag Dir selbst: „Es ist gerade schwer, und das darf sein.“
2. Gemeinsame Menschlichkeit
Erinnere Dich: Du bist nicht allein. Jeder Mensch kennt Schmerz, Zweifel, Schwäche. Du bist nicht „falsch“, wenn es Dir nicht gut geht – Du bist menschlich.
3. Freundlichkeit sich selbst gegenüber
Behandle Dich so, wie Du einen guten Freund behandeln würdest. Mit Verständnis. Mit Wärme. Mit Geduld.
Wie Du Selbstmitgefühl im Alltag üben kannst
Selbstmitgefühl ist eine Haltung, die Du trainieren kannst – Schritt für Schritt. Hier sind fünf alltagstaugliche Impulse:
1. Sprich mit Dir wie mit einem Freund
Würdest Du mit einem geliebten Menschen so streng sprechen, wie manchmal mit Dir selbst? Wenn Du Dich dabei ertappst, Dich innerlich runterzumachen, halte inne. Und formuliere Deinen inneren Dialog neu – sanfter, tröstlicher, ermutigender.
2. Erlaube Dir Pausen, nicht erst wenn alles erledigt ist
Selbstmitgefühl zeigt sich auch im Alltag: Wenn Du Dir Pausen gönnst, nicht erst „wenn Du es Dir verdient hast“, sondern weil Du müde bist. Weil Du Mensch bist.
3. Lege die Messlatte nicht zu hoch
Du musst nicht perfekt sein. Du musst nicht alles schaffen. Du musst nicht immer stark sein. Du darfst Fehler machen, schwach sein, Hilfe brauchen. Und trotzdem genug sein.
4. Beruhige Deinen Körper, um Deinen Geist zu beruhigen
Manchmal hilft schon eine kleine Geste: Die Hand auf Dein Herz legen. Tief durchatmen. Dich selbst umarmen. Diese körperlichen Signale beruhigen Dein Nervensystem – und geben Dir ein Gefühl von Geborgenheit.
5. Schaffe einen liebevollen Ort in Dir
Stell Dir einen Ort vor, an dem Du Dich vollkommen sicher, geborgen und angenommen fühlst. Diesen inneren Ort kannst Du immer wieder aufsuchen, wenn die Welt draußen laut ist – und Du Dich nach einem Moment der Ruhe sehnst.
Fazit: Selbstmitgefühl ist kein Luxus – es ist eine Notwendigkeit
Du musst nicht erst „besser“, „stärker“ oder „perfekter“ werden, um liebevoll mit Dir umzugehen. Im Gegenteil: Selbstmitgefühl beginnt genau dort, wo es wehtut. Es ist die Entscheidung, auf Deiner eigenen Seite zu stehen – auch (und gerade) dann, wenn Du denkst, Du hättest es nicht verdient.
Denn: Es ist okay, nicht okay zu sein. Und es ist mutig, Dir genau das zu erlauben.